RCS wird wohl wieder komplizierter

Vor kurzem haben wir in einem Artikel darüber berichtet, wie der aktuelle Stand der Dinge in Sachen RCS (Rich Communication Services) ist. Wir haben auch erwähnt, wie verworren und zerfahren das Ganze in der Vergangenheit war. Und wir haben die Vermutung geäußert, dass der (nicht mehr ganz) neue Kommunikationsstandard durch Googles Ankündigung, die Implementierung nun selbst voranzutreiben, eine dringend benötigte einheitliche Organisation bekommt. 

Nun aber wurde die Sache wieder deutlich komplizierter, wie unter anderem the Verge berichtet. Die vier größten Netzbetreiber in den USA – AT&T, T-Mobile, Verizon und Sprint – verkündeten am 25. Oktober 2019, dass sie an einer eigenen Messaging-App arbeiten, die den Standard verwenden soll. Was dabei besonders bemerkenswert ist: trotz der Aussage, dass man mit Google bei der Implementierung kooperiere, spricht die Reaktion von Google eine andere Sprache. Der deutlich verspäteten Reaktion des Unternehmens nach zu urteilen, war man von der Ankündigung ebenso überrascht wie die Öffentlichkeit.

Google wusste scheinbar von nichts

Dazu müssen wir erklären, dass Google dasjenige Unternehmen ist, das in den letzten Jahren versucht hat, die Implementierung von RCS voranzutreiben. Zunächst wurde diese Aufgabe den Netzbetreibern übertragen. Allerdings waren deren Bemühungen derart unmotiviert und schlecht organisiert, dass Google im Juni verkündet hat, das Projekt nun selbst – unabhängig von den Netzbetreibern – fortzuführen. Dazu wurde ein Pilotprojekt in Frankreich und Großbritannien gestartet, weitere Länder sollten „im Laufe des Jahres“ folgen. Danach wurde es still, aber die Vermutung war, dass Google hinter den Kulissen weiter daran arbeitet, RCS möglichst zügig einer breiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen.

Und jetzt die Ankündigung der amerikanischen Netzbetreiber. Es handelt sich bei dem Vorstoß um ein Joint Venture mit dem Namen Cross Carrier Messaging Initiative (CCMI). Was nicht erklärt wurde, ist, warum man nun die Bemühungen Googles untergräbt. Eine Vermutung wäre, dass die Netzbetreiber Angst haben, Kontrolle über RCS an Google abzugeben. Ebenso wenig erklärte CCMI wie es mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aussieht oder ob Apple inzwischen bereit ist, an einer Kompatibilität für iMessage zu arbeiten. Diese Fragen sind zwar ein allgemeines Problem mit RCS, aber mit einer klaren Antwort darauf hätte die CCMI sich als Vorreiter positionieren können.

Alles auf Anfang

Kurz gesagt, nur wenige Monate nachdem es so aussah als könne RCS endlich die durchdachte und gut geplante Implementierung bekommen, die es immer brauchte, haben die vier großen Netzbetreiber in den USA beschlossen, die Landkarte wieder deutlich komplizierter zu machen. Ob wir RCS jemals als neuen Kommunikationsstandard, als Nachfolger der SMS sehen werden? Das bleibt abzuwarten.

RCS sending of Railway ticket

Headerbild von NicoElNino, Bild in Telefon von Halfpoint, beide via iStock.com, bearbeitet.

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